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Mantis


Die Gottesanbeterin, auch bekannt unter dem Namen Mantis oder Fangschrecke, ist ein faszinierendes und mysteriöses Insekt, das aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften und Verhaltensweisen seit jeher die Menschen begeistert. Mit ihren langen, beweglichen Vorderbeinen und ihrem eindrucksvollen Körperbau ist sie nicht nur ein Meister der Jagd, sondern auch ein bemerkenswertes Beispiel für die Evolution.


Die Gottesanbeterin gehört zur Ordnung der Fangschrecken, die in der Unterklasse der Insekten zu finden sind. Es gibt insgesamt rund 2500 verschiedene Arten von Fangschrecken auf der ganzen Welt, von denen die Mantis nur eine einzige Art ist. Sie ist jedoch die bekannteste und am häufigsten vorkommende Art in Europa, Nordamerika und Asien. In Mitteleuropa ist die Europäische Gottesanbeterin am weitesten verbreitet, wobei es auch hier wieder verschiedene Unterarten gibt.


Das Aussehen der Gottesanbeterin ist beeindruckend und unverwechselbar. Ihr Körper ist schmal und langgestreckt, mit einem breiten Bruststück, an das sechs kräftige Beine ansetzen. Die vorderen Beine sind dabei deutlich länger als die hinteren und dienten der Namensgebung des Insekts: Sie erinnern an die gekreuzten Hände eines Betenden, daher auch der Name "Gottesanbeterin". Die Farbe des Körpers variiert je nach Art von grün über braun bis hin zu rosa oder sogar schwarz. In der Regel weisen sie eine Tarnfärbung auf, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Ihre großen, facettenreichen Augen sitzen an einer drehbaren Kopf-Vorderseite und ermöglichen der Mantis eine 360°-Sicht. Ihr Mundwerkzeug besteht aus kräftigen, scharfen Mandibeln sowie einem Saugrüssel für die Nahrungsaufnahme.


Die Gottesanbeterin ist ein Fleischfresser und ernährt sich hauptsächlich von anderen Insekten, wie Fliegen, Heuschrecken, Schmetterlingen oder auch Spinnen. Auch kleinere Wirbeltiere wie Eidechsen oder Amphibien stehen auf ihrem Speiseplan. Um Jagd auf ihre Beute zu machen, bedient sich die Mantis einer raffinierten Technik: Sie versucht ihre Beute nicht zu fangen, sondern zu "verführen". Sie nimmt dabei eine Lockstellung ein, indem sie ihre Vorderbeine ausstreckt und diese langsam bewegt, während der Rest ihres Körpers ruhig bleibt. Dieser Verhaltensmechanismus dient dazu, die Beute anzulocken, indem sie den Eindruck erweckt, eine Blume oder ein anderes Insekt zu sein. Dies geschieht, obwohl die Gottesanbeterin tatsächlich ein aktiver Jäger ist, der sich auf seine schnellen Reflexe und seine kräftigen Beine verlässt, um die Beute zu packen und mit dem Mundwerkzeug zu zerteilen. Um die eigenen Überlebenschancen zu verbessern, variieren einige Arten sogar ihre Lockbewegungen, um noch effektiver zu jagen.


Ein weiteres faszinierendes Merkmal der Gottesanbeterin ist ihre Fähigkeit, sich in ihrer Umgebung zu tarnen. Aufgrund ihrer Färbung und ihrer beweglichen Hinterbeine, die wie Zweige aussehen, können sie sich perfekt an Pflanzen anpassen und so auch für ihre Beute nahezu unsichtbar bleiben. Dies macht sie zu einer perfekt getarnten Jägerin, die sich unglaublich geschickt und schnell bewegen kann, um ihre Beute zu erlegen.


Nicht nur ihre Tarnung ist bemerkenswert, auch ihre Fortpflanzung ist einzigartig. Die Gottesanbeterin ist eines der wenigen Insekten, bei der die Weibchen ihre Männchen nach erfolgter Paarung fressen. Dies dient nicht nur der Ernährung des Weibchens, sondern auch als Eierquelle für die zukünftigen Nachkommen. Diese Brutkäfer, auch Ootheken genannt, enthalten Hunderte von Eiern und werden vom Weibchen an Ästen oder Zweigen befestigt, wo sie bis zum Schlüpfen der Larven bleiben. Diese außergewöhnliche, aber auch grausame Methode bietet den kleinen Larven einen guten Start ins Leben, da sie sich direkt von der eigens vorbereiteten Eiernährstoffquelle ernähren können.


Die Entwicklung einer Gottesanbeterin ist geprägt von verschiedenen Entwicklungsstadien, die als Häutungen bezeichnet werden. Zu Anfang schlüpft aus dem Ei eine kleine Larve, die bereits dem erwachsenen Tier ähnelt, aber noch nicht ausgewachsen ist. In regelmäßigen Abständen häutet sich die Gottesanbeterin und wächst in jedem Stadium ein bisschen mehr, bis sie schließlich ihre endgültige Größe erreicht hat. Dieser Prozess kann je nach Art unterschiedlich lange dauern, jedoch schlüpft die Gottesanbeterin nach der letzten Häutung in der Regel im Spätsommer als ausgewachsenes Tier.


Die Gottesanbeterin ist in der Lage, sich bei der Paarung auch zu verteidigen, sollten sie von einem Feind angegriffen werden. Sie kann dabei giftige Substanzen versprühen oder sich mit den Mandibeln verteidigen. Dies macht sie für viele Beutegreifer, wie Vögel, Eidechsen oder Spinnen, zu einer unliebsamen Beute und sorgt für ihre Verteidigung.


In einigen Kulturen und Religionen wird die Gottesanbeterin als heiliges Tier betrachtet und symbolisiert Stärke, Beweglichkeit und Geschicklichkeit. In der griechischen Mythologie wurde sie sogar als Prophetin der Götter verehrt und auch heute noch hat sie einen Platz in der Popkultur, wie zum Beispiel in Filmen oder Videospielen.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gottesanbeterin eines der beeindruckendsten und faszinierendsten Insekten auf unserem Planeten ist. Mit ihrer einzigartigen Tarnung, ihrer raffinierten Jagdtechnik und ihrem bemerkenswerten Fortpflanzungsverhalten hat sie sich perfekt an ihre Umgebung angepasst und ist ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems. Ihr mystisches Aussehen und ihre stille Präsenz haben sie zu einem beliebten Motiv für Fotografen und Hobbybiologen gemacht, die immer wieder versuchen, mehr über dieses geheimnisvolle Insekt zu erfahren. Die Gottesanbeterin bleibt auch weiterhin eine faszinierende Kreatur, die uns immer wieder in Staunen versetzt.