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Tausendfüßler


Der Tausendfüßler ist eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Wirbellosen-Tiere auf der Erde. Mit seinem langen, schmalen Körper und seinen zahlreichen Beinen fasziniert und beängstigt er zugleich. Viele Menschen haben sicherlich schon einmal einen Tausendfüßler gesehen und sich gefragt, wie er sich fortbewegt und was ihn auszeichnet. In diesem Text möchte ich mich näher mit diesem faszinierenden Gliederfüßer beschäftigen und seine Eigenschaften, Verhaltensweisen und Lebensräume genauer betrachten.


Der Tausendfüßer gehört zur Klasse der „Myriapoda“, was so viel bedeutet wie „zahlreich gefüßt“. Diese Klasse umfasst über 16.000 verschiedene Arten von Tieren, zu denen auch Hundertfüßer, Springschwänze und Doppelfüßer gehören. Der Tausendfüßler selbst zählt zur Ordnung der „Diplopoda“ und ist damit ein naher Verwandter des Hundertfüßlers. Im Gegensatz zu diesem besitzt er aber nicht hundert, sondern bis zu 400 Beine, wodurch sein Name entstand. Diese Beine sind paarweise angeordnet und erstrecken sich auf der gesamten Länge seines Körpers.


Insgesamt gibt es weltweit etwa 10.000 verschiedene Arten von Tausendfüßlern, von denen jedoch nur ein Bruchteil in Europa heimisch ist. Der größte Tausendfüßer kann bis zu 30 Zentimeter lang werden, während die kleinste Art nur 1 Millimeter misst. Sie sind vor allem in wärmeren Regionen anzutreffen und leben in feuchten, dunklen Lebensräumen wie Wäldern, Laub- und Nadelstreu oder unter Steinen und Felsen. Aber auch in Gärten und Parks sind sie häufig anzutreffen.


Was sofort ins Auge fällt, wenn man einen Tausendfüßler betrachtet, ist sein lang gestreckter, schmaler Körper. Dieser besteht aus mehreren Segmenten, die alle mit jeweils zwei Beinen ausgestattet sind. Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als hätte der Tausendfüßler wirklich tausend Beine, doch diese Zahl ist natürlich übertrieben. Die genaue Anzahl an Beinen variiert je nach Art, jedoch befinden sich immer zwischen 30 und 400 Beine an seinem Körper. Dies ist auch der Grund dafür, dass der Tausendfüßler sich mit einer solchen Schnelligkeit fortbewegen kann. Die Beine werden dabei abwechselnd bewegt, wodurch das Tier in einer typischen Wellenbewegung vorankommt.


Die Farbe des Tausendfüßlers kann je nach Art variieren, doch die meisten Arten sind eher in dunklen Farben wie schwarz, braun oder grau gehalten. Für Menschen sind sie meist eher unansehnlich und werden oft als unliebsame Gäste betrachtet. Doch der Tausendfüßler erfüllt in der Natur eine wichtige Funktion. Er ist ein wichtiger Teil des Nahrungskette, da er sich hauptsächlich von abgestorbenem Pflanzenmaterial und anderen organischen Stoffen ernährt. Dadurch trägt er dazu bei, dass sich der natürliche Kreislauf in der Natur schließt und ist somit unentbehrlich.


Auch wenn der Tausendfüßler auf den ersten Blick sehr bedrohlich wirken mag, ist er für den Menschen eigentlich vollkommen ungefährlich. Sein Abwehrmechanismus besteht aus der Ausschüttung von unangenehm riechenden Substanzen, die Feinde abschrecken sollen. Daneben besitzt der Tausendfüßer auch noch eine weitere Fähigkeit, die ihm dabei hilft, mögliche Angreifer zu verscheuchen. Er ist in der Lage, Teile seines Körpers abzuwerfen, um sich so schneller aus der Gefahrenzone zu entfernen. Diese Körperteile können sich regenerieren und der Tausendfüßer bleibt somit unbeschadet.


Die Fortpflanzung der Tausendfüßer sieht je nach Art etwas unterschiedlich aus. Bei einigen Arten sind Männchen und Weibchen gleich groß und bei anderen gibt es einen Größenunterschied zwischen den Geschlechtern. Die Paarung erfolgt in der Regel im Herbst oder Frühjahr, wobei die Männchen eine besondere Balz zeigen, um die Weibchen anzulocken. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in den Boden oder unter Steine. Die Larven schlüpfen in der Regel innerhalb von 2-3 Wochen und entwickeln sich zu adulten Tieren.


Einige Tausendfüßer-Arten sind zudem in der Lage, Licht wahrzunehmen und zu orientieren. Sie besitzen dafür spezielle Photorezeptoren an ihren Körpersegmenten, die jedoch nicht so ausgeprägt sind wie bei wirbellosen Tieren wie Käfern oder Schmetterlingen. Der Tausendfüßer nutzt diese Fähigkeit vor allem, um sich in seiner Umgebung zurechtzufinden und eventuellen Gefahren auszuweichen.


Ein bekannter und oft gesehener Tausendfüßer ist der Gemeine Schnurfüßer (Julus scandinavius). Diese Art lebt vor allem im Wald und ist auf der ganzen Welt verbreitet. Sein Körper ist im Vergleich zu anderen Tausendfüßler-Arten relativ schlank und er besitzt eine einheitliche dunkelbraune Farbe. Der Gemeine Schnurfüßer ernährt sich vor allem von Pilzen, Algen und anderem organischen Material und kommt auch in Gärten häufig vor.


Eine besondere Lebensweise hat der Steinkriecher (Lithobius forficatus). Er gehört zur Gruppe der Hundertfüßer und zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, vertikal an Felswänden zu klettern. Sein Körper ist dunkelbraun und hat eine glatte Oberfläche. Der Steinkriecher ist ein opportunistischer Räuber und jagt aktiv andere wirbellose Tiere wie Schnecken oder Regenwürmer. Er kommt hauptsächlich in bewaldeten Gebieten vor und ist vor allem in der Nacht aktiv.


Der Tausendfüßer hat auch in der Mythologie verschiedener Kulturen eine Bedeutung. In der griechischen Mythologie war der Tausendfüßer Sphären ein riesiges Tier mit tausend Beinen, welches den Himmel trug. In anderen Kulturen galt der Tausendfüßer als Symbol für Ausdauer und Geduld aufgrund seiner zahlreichen Beine und seines langsamen, aber beständigen Weges.


Insgesamt ist der Tausendfüßer ein interessantes und faszinierendes Tier, welches oft zu unrecht als unliebsamer Gast betrachtet wird. Er spielt eine wichtige Rolle in der Natur und kann uns viel über seine Anpassungsfähigkeit und Überlebensstrategien lehren. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen und sich mit den kleinen Wundern der Natur zu beschäftigen.