Rotkehlchen
Das Rotkehlchen, auch bekannt unter seinem lateinischen Namen Erithacus rubecula, ist ein häufig anzutreffendes Singvogel in Europa. Mit seinem leuchtend roten Brustgefieder und dem charakteristischen Gesang ist es ein beliebter Gast in heimischen Gärten. Doch das Rotkehlchen ist nicht nur ein hübscher Anblick, sondern hat auch eine faszinierende Lebensweise und ist ein wichtiger Bestandteil der europäischen Tierwelt.
Das Rotkehlchen gehört zur Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae) und ist somit ein enger Verwandter des Schwarzkehlchens und des Hausrotschwanzes. Es ist etwa 14 Zentimeter groß und hat einen kugeligen Körper mit einem kurzen, aufrecht stehenden Schwanz. Charakteristisch sind natürlich vor allem die roten Federn an der Brust. Diese sind bei Männchen leuchtend rot, während sie bei Weibchen eher bräunlich sind. Auch der Kopf des Rotkehlchens ist von einer braunen Färbung, während der Bauch weiß und die Flügel schwarzbraun gestreift sind. Der Schnabel des Rotkehlchens ist spitz und leicht nach unten gebogen, was ihm das Aussehen eines kleinen Pfeils verleiht. Über den Augen hat das Rotkehlchen ebenfalls eine auffällige braune Farbe, die ihm einen etwas traurigen Blick verleiht.
Das Rotkehlchen ist vor allem in Europa, aber auch in Teilen Asiens verbreitet. In einigen Regionen, wie zum Beispiel Großbritannien, ist es ein ganzjähriger Bewohner, während es in anderen Regionen wie Finnland und Russland nur im Sommer anzutreffen ist. Tatsächlich gibt es auch Populationen des Rotkehlchens, die überwintern und somit ganzjährig in europäischen Ländern bleiben. Während es in Wäldern und lichten Gebieten heimisch ist, fühlt es sich vor allem in der Nähe von Menschen wohl und ist oft in Parks und Gärten anzutreffen.
Obwohl das Rotkehlchen ein Wander- und Teilzieher ist, ist es sehr ortstreu und kehrt jedes Jahr an denselben Platz zurück. Dabei kann es bis zu 10 Kilometer von seinem Brutplatz entfernt überwintern. Dieses Verhalten ist auch in der Paarungszeit zu beobachten. Männliche Rotkehlchen singen in der Regel von einem erhöhten Platz aus, um ihr Revier zu markieren und paarungsbereite Weibchen anzulocken. Dabei nutzen sie einen melodischen Gesang, der aus weichen und flötenden Tönen besteht. Die Paarungszeit des Rotkehlchens beginnt bereits im Februar und dauert bis Juni. In dieser Zeit bauen die Männchen ihren Weibchen sogenannte "Nestchen" aus Moos, Blättern und Gräsern, um diese von ihrer Fähigkeit als guter Nestbauer zu überzeugen.
Sobald die Weibchen ihr favorisiertes Nest ausgewählt haben, beginnen sie mit dem Eierlegen. Es können bis zu zwei Bruten pro Jahr vorkommen, wobei jedes Gelege aus durchschnittlich 5 bis 7 Eiern besteht. Während das Weibchen die meiste Arbeit beim Brüten und Füttern der Jungen übernimmt, beschützt das Männchen das Revier und sorgt für Nahrung. Die Jungen schlüpfen nach etwa 14 Tagen und werden in den ersten Wochen von den Elterntieren mit Insekten und Larven gefüttert. Sobald die Jungen flugfähig sind, verlassen sie das Nest und werden von beiden Elternteilen weiter versorgt. Innerhalb von 4 Wochen sind die Jungen dann selbstständig und das Rotkehlchenpaar kümmert sich bereits um die nächste Brut.
Eine weitere Besonderheit des Rotkehlchens ist seine winterliche Abwesenheit. Es verlässt seine Brutgebiete im September und kehrt erst im folgenden Februar wieder zurück. In dieser Zeit ist es in der Regel auch weniger gesangsfreudig als in der brutfreien Zeit. Doch warum verlässt das Rotkehlchen seine Heimat überhaupt? Die Gründe dafür sind bis heute noch nicht vollständig erforscht. Wahrscheinlich folgen die Tiere dem Nahrungsangebot oder verlassen ihre Brutgebiete aufgrund von Stress und Konkurrenz durch andere Vogelarten. Auch die zunehmende Kälte kann ein Grund für die Winterflucht sein. Im Frühjahr kommen sie jedoch immer wieder an denselben Ort zurück, um zu brüten.
Neben den genannten Verhaltensweisen und Eigenarten hat das Rotkehlchen auch einige interessante körperliche Eigenschaften. Sein langer, dünner Schnabel ist perfekt an seine Nahrung angepasst, die hauptsächlich aus Insekten, Würmern und Beeren besteht. Doch auch im Winter sind Samen und Früchte ein wichtiger Bestandteil der Nahrung. Das Rotkehlchen ist außerdem ein sehr geschickter Flieger und kann hohe Geschwindigkeiten erreichen. Während es in der Regel in niedriger Höhe fliegt, ist es auch in der Lage, kurze Strecken im Flug zu überbrücken.
Insgesamt ist das Rotkehlchen ein faszinierendes Tier, das nicht nur durch sein Aussehen, sondern auch durch sein Verhalten und seine Anpassungsfähigkeit beeindruckt. Es ist ein wichtiger Teil der europäischen Tierwelt und bereichert mit seinem Gesang die Natur. Wer das Glück hat, ein Rotkehlchen in seinem Garten zu haben, sollte sich daher besonders glücklich schätzen und seine Fütterung und Nistmöglichkeiten unterstützen, um dieses kleine Vogelwesen zu schützen und zu fördern.