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Storch


Der Storch gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Vögeln in Mitteleuropa. Er gilt als ein Symbol für Fruchtbarkeit, Glück und das Frühlingserwachen. Doch was wissen wir eigentlich über diesen majestätischen Vogel und seine Lebensweise?


Der Weißstorch, auch Klapperstorch genannt, ist ein großer, graziler Vogel mit schwarz-weißem Gefieder und auffällig langen, roten Beinen. Er ist etwa 1 Meter groß, hat eine Flügelspannweite von bis zu 2 Metern und wiegt meist zwischen 2 und 3 Kilogramm. Sein markantes Aussehen und sein lautstarkes Klappern haben ihm seinen Namen eingebracht.


Der Storch ist ein Zugvogel und verbringt den Winter in wärmeren Regionen Afrikas, bevor er im Frühjahr wieder in seine Brutgebiete in Europa zurückkehrt. Dort bevorzugt er offene Landschaften wie Wiesen, Weiden oder auch Sumpfgebiete, wo er genügend Nahrung findet. Sein Nahrungsspektrum umfasst vor allem Insekten, kleine Wirbeltiere wie Mäuse, Frösche, Eidechsen und manchmal sogar Schlangen und Fische.


Eine besondere Fähigkeit des Storches ist sein ausgeprägtes Seh- und Hörvermögen, welches es ihm ermöglicht, seine Beute aus großer Entfernung zu erspähen. Mit seinen spitzen, spitzen Schnabel kann er dann gezielt nach ihnen schnappen.


Weißstörche sind monogame Tiere und treue Partner. Sie kehren in der Regel jedes Jahr zu ihrem Brutplatz zurück und bleiben diesem oft ein ganzes Leben lang treu. Die Paarbindung wird durch aufwendige Balzrituale und gegenseitige Schnabelklappern gestärkt. Auch die Nestbau- und Brutvorbereitungen werden gemeinschaftlich getroffen.


Das Nest des Storchs ist eine beeindruckende Konstruktion aus Ästen, Zweigen, Moos und Gras. Es kann bis zu 2 Meter hoch und 1,5 Meter breit werden und wird von den Störchen jedes Jahr umgebaut und repariert. Als Baumaterial dient meistens das, was in unmittelbarer Nähe des Nestes zu finden ist. Es gibt auch Fälle, in denen Störche ihre Nester auf Dächern von Gebäuden oder auf speziell dafür aufgebauten Plattformen bauen.


Die Brutzeit der Störche beginnt im März oder April, kurz nach ihrer Ankunft in den Brutgebieten. In dieser Zeit legen die Weibchen 2 bis 6 weiße Eier, die sie abwechselnd mit dem Männchen bebrüten. Nach etwa 30 Tagen schlüpfen die Jungen und werden von beiden Elternteilen mit Nahrung versorgt.


Während des Wachstums bekommen die Küken von ihren Eltern bis zu 20 Mal am Tag Nahrung in Form von Insekten und kleinen Wirbeltieren. Nach etwa 10 Wochen verlassen die Jungen das Nest und beginnen unter der Aufsicht der Eltern zu fliegen und ihre Nahrungsquellen selbstständig zu finden. Im Herbst, wenn es Zeit für den Zug gen Süden ist, verlassen die jungen Störche ihre Familien und fliegen in ihre Winterquartiere, während die Alttiere oft nochmals ein paar Wochen bleiben, um sich von der langen Brutzeit zu erholen, bevor auch sie den Weg gen Süden antreten.


Eine Besonderheit des Storchennachwuchses ist, dass die Jungen häufig nicht alle gleichzeitig schlüpfen. In der Regel sind die ältesten Küken größte und stärker als die nachfolgenden Geschwister und haben daher auch die besten Überlebenschancen. Storcheneltern sind sehr fürsorglich und kümmern sich auch um die kleineren und schwächeren Küken, doch es kann vorkommen, dass diese in Zeiten von Nahrungsmangel nicht überleben.


Der Storch genießt einen besonderen Schutzstatus, da er in vielen Ländern als gefährdet gilt. Einer der Hauptgründe dafür ist die fortschreitende Zerstörung seines Lebensraumes. Durch die intensive Landwirtschaft und die Bebauung von freien Landschaften wird es für Störche immer schwieriger, ausreichend Nahrung zu finden. Aber auch der Einsatz von Pestiziden und der Verlust von Feuchtgebieten haben gravierende Auswirkungen auf die Bestände der Störche.


Glücklicherweise gibt es jedoch auch positive Entwicklungen für die Störche. Zum einen sind ihre Bestandszahlen in den letzten Jahrzehnten wieder angestiegen, zum anderen gibt es in vielen Ländern spezielle Schutzmaßnahmen und Programme, die sich für den Erhalt der Störche einsetzen. Dazu gehören zum Beispiel Projekte zur Verbesserung des Lebensraumes und der Nahrungssituation, aber auch die Errichtung von speziellen Storchennestern.


Das größte Storchenschutzprogramm in Europa ist das European White Stork Conservation Network (EWN) mit über 2800 Mitgliedern aus über 35 Ländern. Ziel des EWN ist es, die Situation der Weißstörche und anderer bedrohter Tiere und Pflanzen in Europa zu verbessern und den kulturellen, wissenschaftlichen und bildungspolitischen Austausch im Hinblick auf den Storch zu fördern.


In vielen Ländern ist der Storch auch eng mit verschiedenen Bräuchen und Legenden verbunden. In Deutschland zum Beispiel heißt es, dass ein Kind, das durch einen Storch gebracht wurde, besonders glücklich sei. Auch in Märchen und Sagen spielt der Storch eine wichtige Rolle und wird oft als Bote des Frühlings oder als Verkünder von guten Nachrichten betrachtet.


Der Storch ist also nicht nur ein faszinierendes Tier mit einer interessanten Lebensweise, sondern auch ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur und unseres Ökosystems. Es ist wichtig, dass wir uns weiterhin für seinen Schutz einsetzen und ihm einen Lebensraum bieten, in dem er auch in Zukunft seinem traditionellen Ruf als Glücksbote gerecht werden kann. So können wir hoffen, auch in Zukunft den majestätischen Anblick der Störche in unseren Breiten genießen zu können.