Stieglitz
Der Stieglitz, auch bekannt als Distelfink, ist ein kleiner, aber auffälliger Singvogel, der in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordafrikas beheimatet ist. Sein wissenschaftlicher Name ist Carduelis carduelis und er gehört zur Familie der Finken. Seine charakteristische Färbung und sein melodischer Gesang machen ihn zu einem beliebten Gast in heimischen Gärten und Parks.
Das Äußere des Stieglitzes ist unverwechselbar. Er hat eine Körperlänge von etwa 12 bis 15 Zentimetern und ein Gewicht von ungefähr 15 Gramm. Sein Gefieder ist überwiegend rot, schwarz und weiß gefärbt. Die Oberseite seines Körpers ist rotbraun mit schwarzen und weißen Streifen. Die Flügel sind größtenteils schwarz mit einigen weißen Flecken. Die Unterseite seines Körpers ist weiß mit einer roten Brust und schwarzen Streifen. Sein Kopf ist schwarz gefärbt mit einer auffallenden roten Kappe. Auffällig sind auch seine weißen Wangen und sein schwarzer Schnabel. Die Weibchen haben eine ähnliche Färbung, sind jedoch insgesamt etwas weniger intensiv gefärbt als die Männchen.
Ein besonderes Merkmal des Stieglitzes ist sein Gesang. Er besitzt eine sehr melodische Stimme und sein Gesang besteht aus einer Reihe von klaren, flötenden Tönen. Die Männchen singen vor allem in der Brutzeit, um ihr Revier zu verteidigen und um Weibchen anzulocken. Selbst wenn man sie nicht sehen kann, verrät ihr charakteristischer Gesang die Anwesenheit der Stieglitze.
Der Lebensraum des Stieglitzes erstreckt sich über verschiedene Landschaften. Er bevorzugt jedoch offenes Gelände mit Bäumen, Sträuchern und Wiesen. Er ist auch oft in Städten anzutreffen, vor allem in Parks und Gärten, wo er von Menschen gefüttert wird. Wichtig für den Stieglitz ist eine ausreichende Versorgung mit Distelsamen, die ein wichtiger Bestandteil seiner Ernährung sind. Er hat eine Vorliebe für Disteln, aber auch andere Samen und Insekten stehen auf seinem Speiseplan.
Der Stieglitz ist ein Zugvogel und verbringt den Winter in wärmeren Regionen, hauptsächlich im Mittelmeerraum und in Nordafrika. Im Frühjahr kehrt er in seine Brutgebiete zurück. Im Frühjahr und Frühsommer beginnt auch die Paarungszeit der Stieglitze. Die Männchen führen dann akrobatische Flugmanöver aus, um die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zu ziehen. Wenn ein Paar gefunden ist, bauen beide Vögel gemeinsam ein Nest aus Zweigen, Gräsern und Moos. Das Nest des Stieglitzes ist relativ klein und befindet sich meistens in Bäumen oder Büschen. Dort legen die Weibchen dann etwa vier bis sechs Eier, die sie alleine ausbrütet. Die Brutzeit beträgt etwa 12 bis 14 Tage und sowohl das Männchen als auch das Weibchen füttern die Jungen nach dem Schlüpfen.
Der Stieglitz ist ein sozialer Vogel und lebt in kleinen Gruppen, auch Schwärmen genannt. Während der Brutzeit bleiben die Paare jedoch meist unter sich. Sobald die Jungen flügge sind, bildet sich wieder ein Schwarm, in dem die Vögel gemeinsam auf Nahrungssuche gehen. Interessant ist, dass sich Stieglitze gerne anderen Vögeln anschließen, wie zum Beispiel Buchfinken oder Sperlingen. Diese sogenannten "gemischten Schwärme" bieten den Stieglitzen Schutz vor potenziellen Fressfeinden.
Während der Brutzeit leben Stieglitze von Insekten und deren Larven, um ihren hohen Proteinbedarf für das Heranwachsen der Jungen zu decken. Im Herbst und Winter sind sie dann hauptsächlich von Samen abhängig. Besonders die Samen der Disteln sind für den Stieglitz von großer Bedeutung, da sie reich an Ölen und Eiweißen sind und somit eine wichtige Energiequelle darstellen. Um an die Samen zu gelangen, hat der Stieglitz einen besonderen Trick. Er nutzt seinen kräftigen Schnabel, um die Distelköpfe zu knacken und gelangt so an die gewünschte Nahrung.
In Europa gilt der Stieglitz als eine Art, deren Bestand relativ stabil ist. Aber in einigen Regionen, wie zum Beispiel in Großbritannien, gibt es Rückgänge in der Population, aufgrund von Lebensraumverlust und dem Einsatz von Pestiziden. Die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden haben nämlich zur Folge, dass Wildpflanzen, die Nahrung für den Stieglitz bieten, verschwinden. Auch der Verlust von geeigneten Lebensräumen, wie Brachflächen und Streuobstwiesen, gefährden den Bestand der Stieglitze. Auch in Teilen Asiens und Nordafrikas ist der Bestand des Stieglitzes durch Umweltverschmutzung und illegalen Vogelfang bedroht.
Der Stieglitz hat auch eine kulturelle Bedeutung in verschiedenen Ländern. In Belgien und Frankreich wird er für seine melodischen Gesänge geschätzt und ist ein Symbol für Freude und Glück. In Deutschland ist der Stieglitz sogar Vogel des Jahres 2016 gewesen, um auf seine Bedrohung und die Wichtigkeit des Naturschutzes hinzuweisen.
Insgesamt ist der Stieglitz ein faszinierender Vogel, der wegen seiner auffälligen Färbung und seinem melodischen Gesang geschätzt wird. Als Indikatorart für den Zustand der Umwelt ist es wichtig, auf seinen Schutz und den Schutz seines Lebensraums zu achten, um sicherzustellen, dass auch zukünftige Generationen die Schönheit und Vielfalt dieser Art genießen können.